MythTV vs. Mediaportal

MythTV war für mich die erste Software, die bereits vor einigen Jahren und lange vor Microsofts Einstieg in das HTPC-Geschäft, alle wichtigen Multimedia-Funktionen unter einer einheitlichen Oberfläche vereinen konnte. Noch heute halte ich ihr die Treue und bin im Großen und Ganzen auch sehr zufrieden. Allerdings gibt es ein paar Punkte, die mich immer wieder gestört haben. Und genau deshalb habe ich mich mal auf die Suche nach Alternativen begeben. Zuerst zu den Kritikpunkten an MythTV:

  • Das größte Ärgernis ist die nicht optimale Videoausgabe. Weder Scaling noch Deinterlacing sind wirklich akzeptabel. Das Bild wirkt verwaschen und Bewegungen sind weder flüssig noch sauber (die Ausgabe erfolgt über einen LCD-Fernseher bei 1368×768). Wenn man normales Fernsehen über Antenne oder Kabel gewohnt ist, fällt es einem wahrscheinlich nicht auf, jedoch sollte Fernsehen über Satellit (und das ist das Einzige, das mich interessiert) mehr Schärfe bringen und flüssiger laufen. Fairerweise muss ich hinzufügen, dass diese Probleme bereits bekannt sind und an einer Lösung gearbeitet wird ( z.B.: MythTV-Vid-ZweigBeschreibung), jedoch ist noch lange kein Licht am Horizont zu sehen.
  • Weiters gibt es immer wieder kurze Aussetzer im LiveTV sowohl beim Kanalwechsel als auch beim Ende einer Sendung. Das letztere ist systembedingt, da MythTV automatisch jede angesehene Sendung aufnimmt und es so beim Wechsel von einer Datei zur nächsten zu kurzen Pausen kommt. Das erste ist anscheinend momentan noch nicht wirklich erforscht und auch die Entwickler haben kein großes Interesse daran, diesen Fehler zu beheben, da ihrer Meinung nach LiveTV nur eine untergeordnete Rolle spielt. Durch das Aufnehmen der Sendungen als einzelne Dateien im LiveTV ist auch ein Zurückspulen über die Grenze zur vorigen Sendung mehr ein Glücksspiel und endet oft darin, dass man nur noch den MythTV-Frontend neustarten kann, weil sonst nichts mehr geht. Generell kann Vor- und Zurückspulen schnell zu einem abruptem Ende führen.
  • Die Plugins sind zwar funktionell, aber teilweise recht mager ausgestattet. Weitere Plugins von "Drittherstellern" sind kaum verfügbar.
  • Die Themes sind zum Teil sehr gut gestaltet (ProjectGrayhem und blootube oder Gray-OSD) allerdings mangelt es an Dynamik (ausser OpenGL-Übergängen zwischen den Menüs gibt es so gut wie nichts).
  • Eine Zusammenfassung der Sender in Bouquets ist nicht möglich. Es gibt lediglich Favoriten.
  • Generell wird LiveTV – wie schon oben erwähnt – stiefmütterlich behandelt.
  • Kein HDTV über DVB-S2 möglich (noch keine Treiber unter Linux verfügbar).
  • Weder Blu-Ray noch HD DVD in Sicht (nicht die Schuld von MythTV sondern noch (?) nicht unter Linux verfügbar).

Also wird es Zeit zu sehen, wie weit die "Konkurrenz" mittlerweile ist: Unter Linux gibt es unter anderem noch

  • VDR: Kam für mich nie in Frage, da eine FF-Karte vorausgesetzt wird (es geht allerdings auch mit einer Budget-Karte) und die Menüs ziemlich altbacken aussehen.
  • Freevo: Hab ich vor einigen Jahren getestet, konnte mich allerdings auch nicht wirklich überzeugen. Vielleicht sollte ich wieder mal reinschauen?

und unter Windows

  • MCE: Microsofts Versuch auch das Wohnzimmer zu erobern. Grafisch finde ich die Oberfläche durchaus ansprechend und das Handling ist ganz ok. Leider gibt es noch keine offizielle Unterstützung für DVB-S (die Hersteller für TV-Karten haben das Problem zum Teil abenteuerlich gelöst). Mit meiner Karte (Technisat Skystar 2) ist gar nur über Bastellösungen ein Betrieb im MCE möglich (dafür aber mit Softcam, was einem Österreicher ohne CI-Slot für die TV-Karte entgegenkommt). Nebenbei kostet MCE auch noch einiges und ist keine offene Lösung, sodass man immer nur auf den Hersteller angewiesen ist, was Updates und Anpassungen betrifft.
  • Mediaportal: Das hat mich neugierig gemacht. Eine Software unter Windows, die als Open-Source entwickelt wird und viele Einstellungs- und Erweiterungsmöglichkeiten bietet. Neben einer guten DVB-S-Unterstützung bietet diese Software auch ein gutes Bild (abhängig von den Einstellungen und Leistungsfähigkeit des PCs) und endlos viele Plugins. Doch auch hier gibt es einige Fallstricke auf dem Weg zur perfekten Lösung: Weder konnte das System von vornherein DVDs und MPEG-Dateien abspielen (da aus Lizenzgründen keine standardmäßig installiert werden) noch war es einfach die richtigen Einstellungen aus der Fülle an Optionen herauszufinden, die ein optimales Ergebnis bringen (und ob es nicht noch besser geht, werde ich wohl erst nach vielen weiteren Versuchen herausfinden). Allerdings war auch das, was ich nach einigen Stunden herumspielen herausgekitzelt habe, durchaus sehenswert und hat MythTV bei weitem übertroffen.Weiters bietet Mediaportal auch Unterstützung für DVB-S2 (neben einem schnellen Rechner sind dafür ein paar Tricks notwendig) und da es unter Windows läuft, lassen sich auch HD DVD- und Blu-Ray-Laufwerke einbinden (richtige Software, Hardware und Treiber vorausgesetzt).

Selbstverständlich gibt es noch eine ganze Menge anderer HTPC-Software, aber hier soll vorrangig MythTV mit Mediaportal verglichen werden. Mein nächster Schritt wird nun ein Produktiv-System mit Mediaportal sein, das zumindest vorläufig meine MythTV-Frontend-Backend-Kombi ersetzen soll. Wenn der WAF entsprechend hoch ist, werde ich mich wohl für Mediaportal entscheiden, aber dennoch immer ein MythTV-System zum Testen einsetzen, weil beide Systeme sich zur Zeit sehr schnell weiterentwickeln.

6 Kommentare auch kommentieren

  1. Chris sagt:

    Hi!

    Was ist aus deinem MediaPortal Projekt geworden?

    Bin nämlich auch gerade dabei meinen HTPC aufzusetzen und möchte auch MediaPortal verwenden.

    lg
    Chris

  2. markus sagt:

    Ich hab mich jetzt tatsächlich vor einer Woche durchgerungen und MediaPortal (0.2.3.0 RC1 inkl. TV Engine) aufgesetzt. Zur Zeit läuft das Ganze noch als Dualboot, aber ich werde demnächst wohl MythTV komplett runterhauen.

    Am Anfang war ich mit dem Treiberwirrwarr unter Windows etwas überfordert, doch nach vielen Tests läuft es jetzt ganz gut und ich bin sehr zufrieden.

    Mein Tipp: Was Codecs betrifft, ist weniger oft mehr. Ich hab lediglich ffdshow, Purevideo und den Haali Media Splitter (für mehrere Audiotracks in einer Datei) installiert und kann damit alles flüssig anschauen.

    Vielleicht schreibe ich demnächst einen kurzen Artikel zu meinen Erfahrungen.

  3. Sebastian sagt:

    Nah, MediaPortal hat immer noch ein grosses nackteil: es leuft under Windows. DAmmit alles gesagt. Mit MythTV ist es möglich alles nach deine wunche einstellen. MythTV-MediaPortal: 1-0

  4. LnddMiles sagt:

    Great post! I’ll subscribe right now wth my feedreader software!

  5. VLC-Fan sagt:

    Good Article!

  6. st0ne sagt:

    ich hab letzte woche den schritt von mythtv zu mediaportal gewagt (Aus interesse). Heute ist alles soweit konfiguriert das alles funktioniert, sogar LC-Display usw.
    Mythtv hat mich unter linux schon einiges an nerven gekostet, somit finde ich das mediaportal auch sehr gut, da es relativ weit fortgeschritten ist.
    Ab morgen gehts zum dauertest 🙂

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